Wenn man zum ersten mal von den Big Muddy Badlands im äußersten Südosten Saskatchewans hört, denkt man „Matschig und vielleicht auch ein bisschen öde“. Aber wie heißt es so schön? Saskatchewan ist immer wieder für eine Überraschung gut – wie wahr!

Von der gemütlichen Kleinstadt Coronach, rund 2 Autostunden südlich von Regina, starten verschiedene geführte Touren durch die Big Muddy Badlands. Vom Auto aus sieht man die faszinierende Landschaft mit verwitterte Spitzkuppen, kegelförmigen Hügeln, steilen Klippen und Formationen aus erodierten Ton- und Sandsteinablagerungen vorbei ziehen. Manche sehen wie versteinerte Baumstämme aus.

Die hügelige Szenerie des Big Muddy Valley ist am Ende der letzten Eiszeit durch riesige Mengen an Schmelzwasser entstanden. Die Erosionsrinne aus Sandstein führt von Willow Bunch in Saskatchewan bis nach Plentywood in Montana. Das Tal ist 55 km lang, 3,2 km breit und bis zu 160 m tief. Über die Jahrhunderte hinweg haben weitere Erosionen die Hügel abgerundet sowie Gänge und Höhlen gebildet, die die Region so interessant machen.

Wenn es regnet, machen die Big Muddy Badlands ihrem Namen alle Ehre. Der Boden der Region ist sehr locker und enthält jede Menge Lehm, der bei Nässe extrem matschig und rutschig wird.

Castle Butte

Etwa 24 Kilometer südwestlich von Bengough und nicht zu übersehen türmt sich der Castle Butte auf. Der 70 m hohe Felsen aus Sandstein und gepresstem Ton hebt sich mächtig aus der flachen Prärielandschaft empor und erinnert ein bißchen an den Ayers Rock in Australien. Castle Butte diente schon seit jeher als Orientierungspunkt – den Gesetzeshütern der Royal North West Mounted Police, den frühen Siedlern und auch bereits den First Nations.

Überreste der Ureinwohner sind überall in der Region zu finden: zeremonielle Kreise, historische Buffalo Jumps, die zur Bisonjagd genutzt wurden, und nicht zuletzt außergewöhnliche Steinbilder, die Namen wie Minton Turtle oder Big Beaver Buffalo tragen und zur Mystik und Magie der Landschaft beitragen.

Castle Butte, Big Muddy Badlands, Saskatchewan, Kanada. Foto: Tourism Saskatchewan/Paul Austring
Castle Butte, Big Muddy Badlands. Foto: Tourism Saskatchewan/Paul Austring

Auf den Spuren der Gesetzlosen

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts setzten Gesetzlose die Region in Angst und Schrecken. Als im Gebiet hinter der nur 20 km (oder einen Hügel weit) entfernten Grenze zum heutigen U.S. Bundesstaat Montana strengere Gesetze zur Verbrechensbekämpfung eingeführt wurden, nahmen die Gangster Kurs auf Kanada, um mal eben in den vielen Höhlen und Gängen der Big Muddy Badlands zu „verschwinden“ und sich vor Ordnungshütern und Verfolgern zu verstecken.

Kaum jemand lebte zu dieser Zeit in der Region und der nächste größere Posten der Royal North West Mounted Police lag ca. 150 km westlich in Wood Mountain – mit dem Pferd ein zwei- bis dreitägiger Ritt. In Big Muddy selbst gab es lediglich eine kleine und dünn besetzte Polizeistation. Patrouillen waren spärlich und unregelmäßig – ideale Bedingungen für die Gesetzlosen. Gewaltandrohungen und Einschüchterungen stellten sicher, dass die wenigen Bewohner der Region die Aktivitäten der Gangster tolerierten oder sogar mit helfender Hand zur Seite standen.

Outlaw Trail

Schurken wie Dutch Henry oder Butch Cassidy tauchten regelmäßig in Big Muddy auf. Letzterer war zunächst ein braver Viehzüchter, bevor er zum Bank- und Eisenbahnräuber avancierte, Chef der Bande „The Wild Bunch“ („Der wilde Haufen“) wurde und gemeinsam mit „Sundance Kid“ Ende der 1890er Jahre sein Unwesen trieb. Butch Cassidy war es auch, der zu dieser Zeit den sogenannten „Outlaw Trail“ organisierte – den Treck der Gesetzlosen, welcher sich von Saskatchewan über Montana, Colorado und Arizona bis nach Mexiko schlängelte. Die Big Muddy Badlands formten dabei das nördliche Ende des Trails.

Der gewiefte Verbrecher sorgte dafür, dass den Flüchtigen entlang des Trails alle 15 bis 20 km von einem freundlichen (oder verängstigten) Farmer ein frisches Pferd zur Verfügung gestellt wurde. Eine Ranch außerhalb von Big Beaver war dabei die erste Station. Verfolger und Gesetzeshüter sahen die Verbrecher fast immer nur von hinten und wurden frustriert in einer Staubwolke zurückgelassen.

Sam Kelly Outlaw Caves

In den Outlaw Caves von Sam Kelly kann man einen Hauch der altmodischen Gangster-Romantik am eigenen Leib spüren. Der gefährlichste aller Schurken konnte angeblich einer Kuh aus 100 Yards Entfernung ein Horn wegschießen. Brutale Bank- und Zugüberfälle sowie Viehdiebstahl standen bei ihm auf der Tagesordnung. Mehrere Jahre lebte der Gesetzlose in seiner Höhle in Big Muddy, bevor er sich entschloss, auf den rechten Pfad zurückzukehren und sein Leben als braver Farmer in Saskatchewan zu beschließen. Er starb mit fast 80 Jahren eines natürlichen Todes.

Sam Kelly Outlaw Caves, Big Muddy Badlands, Saskatchewan, Kanada. Foto: Tourism Saskatchewan/Eric Lindberg
Sam Kelly Outlaw Caves, Big Muddy Badlands. Foto: Tourism Saskatchewan/Eric Lindberg

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